HEILIGER & KLEUTGENS

Von Jolly Joker:
Mitte der Siebziger Jahre hatte der Aachener Musikfreund noch mehr Möglichkeiten auf Plattensuche zu gehen. Am Kapuzinergraben 2 gegenüber dem Theaterplatz wartete Heiliger & Kleutgens mit einer großen Plattenauswahl auf. Der Haupteingang war zum Theater hin, zur Elisabethstraße führte ein zweiter Eingang bzw. Ausgang. Etwas 1970 hatte Heiliger & Kleutgens auf der ersten Etage eine Extraabteilung namens CITTA 2000 für Rock & Pop Schallplatten eingerichtet. Auch in diesem Fachgeschäft konnte man in die schwarzen Scheiben rein hören. Ich erinnere mich noch daran, dass der quadratischer Thekenbereich, der in der Mitte des Geschäftes bei Heiliger & Kleutgens angeordnet war und in der Mitte einem Mitarbeiter genügend Platz bot um die angeschlossenen Schallplattenspieler für die hörbereite Kunden bedienen zu können. Der Kopfhörer war zwar schon erfunden, gehörte aber nicht zur Ausstattung. Zum Hören der Scheiben, steckten 2 halbierte Telefonhörer in der Theke, die man dann, für jedes Ohr einzeln, dort heraus ziehen konnte und mit beiden Händen an seine Ohren drücken musste.

Zwischen 1971 und 1972 wurde bei Heiliger & Kleutgens für das Probehören von Singles und Schallplatten eine so genannte Hörgebühr in Rechnung gestellt, die bei einem späteren Kauf vergütet wurde. Die Gebühr wurde aber nach einiger Zeit wieder abgeschafft. Laut Statistik war in den Sechziger Jahren das Sammeln von Platten mit 8% eines der beliebtesten Hobbys junger Leute. Im Dezember 1972 stöberte ich mal wieder die Plattenregale bei Heiliger & Kleutgens. Da sprach mich eine ältere Frau an, ob ich ihr einmal helfen könnte. Sie suche die beiden Alice Cooper Schallplatten „Killer“ und „School`s Out“, könne diese aber unter dem Buchstaben „A“ nicht finden. Ich ging mit ihr zum Buchstaben „C“ und zog nach kurzem Blättern die beiden Scheiben aus dem Plattenregal. Für kurze Zeit hielt ich die beiden Scheiben so fest in meinen Händen, das man meinen könnte, dass ich der Käufer sei. Schon die beiden Plattencover waren optisch gigantisch, aber aufgrund meines engen Taschengeldbudge für mich (noch) unerreichbar. Die ältere Dame bedankte sich bei mir und ging mit den Worten zur Kasse: „Vielen Dank für die Hilfe, da wird sich mein Enkel aber über sein Weihnachtsgeschenk sehr freuen.“ Mensch, dachte ich, so eine tolle Oma, so ein Weihnachtsgeschenk hätte ich auch gerne. Da kam mir spontan die Idee mir von meinen Eltern zu Weihnachten die Uriah Heep Schallplatte „Demons & Wizzards“ schenken zu lassen. Und es hatte geklappt, neben dem gewünschten Bundeswehrparka (natürlich aus dem American Stock) und einem kleinen schwarz/weiß Fernseher von Universum, lag mein last minute Wunsch, die Uriah Heep Platte unter dem Tannenbaum.
Nochmals Danke an die Oma von Heiliger & Kleutgens. Bei Heiliger & Kleutgens kaufte ich mir im Dezember 1976 im Inventurverkauf meine erste richtige Hifi-Anlage, bestehend aus einem Technics Plattenspieler, einem Kassettendeck und einem Receiver von JAMATO, beide in dunklem schwarz. Das ganze verpackt in einem tollen Hifi-Turm.

Richtig teuer wurde es für mich, als ich 1984 in der Elisabethstraße verkehrswidrig am Seiteneingang von Heiliger & Kleutgens meinen Audi GT 5S geparkt hatte um mal eben schnell meinem Plattenkaufdrang nachzugeben. Ohne das richtige gefunden zu haben verließ ich das Geschäft um noch gerade so mitzubekommen wie der gute Onkel Strang mein Auto in Richtung Elisabethhalle abschleppte. Parke noch heute dort gerne wenn ich mal wieder auf meine Frau warte. Allerdings sitze ich dann im Auto um bei Politessenalarm schnell entschwinden zu können. Müsste eigentlich mein damaliges Knollen- und Stranggeld dadurch schon wieder eingefahren haben. In den 80`er Jahren eröffnete Heiliger& Kleutgens eine Filiale im Alsdorfer Kaufpark. Leider sind beide Geschäfte in Alsdorf und Aachen schon längst geschlossen.

1984