Eine Institution in Aachen ist seit April 1982 Reinholds Plattenbörse. Zunächst eröffnete Reinhold seinen ersten Laden in der unteren Zollernstraße. Hier bot Reinhold massenweise Schallplatten in guter optischer Qualität zu fairen Preisen an. Mit dem wirklich großen Sortiment konnte man sich tagelang beschäftigen. In diesem Laden landeten in Etappen große Teile meiner Plattensammlung. Bei der Bewertung der von mir zum Ankauf angebotenen Schallplatten diente Reinhold die damals bekannte Chatterbox. In diesem dicken Wälzer waren so ziemlich alle Schallplatten gelistet und mit einem DM Wert versehen. Bei den ersten Einkaufspaketen ging Reinhold, vielleicht aus mangelnder Erfahrung, zu meinen Gunsten sehr großzügig mit den Ankaufspreisen vor. Egal, ich freute mich über dickes Geld. Da er die Chatterbox auch zum Verkauf anbot, habe ich es mir natürlich auch gekauft und träumte zu Hause, bei Durchsicht der neuen Verkaufskandidaten, schon von unendlichem Reichtum. Doch Reinhold stellte dann doch noch rechtzeitig fest, dass die Chatterbox wohl nicht so ein guter Ankaufsberater war und entwickelte ein eigenes Gespür für Ankaufspreise.
Im Zeitalter der Einführung der CD war ich damit beschäftigt meine lieb gewonnen Schallplatten in die neu erschienen CD-Versionen einzutauschen. Das machten offensichtlich damals viele Musikfreunde. Denn die Geschäfte in der Plattenbörse liefen gut, der Laden war immer gut besucht. Aber es war noch mehr drin, dachte sich Reinhold und mietete einige Zeit später in der Theaterstraße 15 ein neues und größeres Lokal an. So leistete sich Reinhold im Laufe der Zeit auch Mitarbeiter, die Reinhold den Rücken frei hielten. Denn Reinhold hatte in seinem hinteren Arbeitsraum viel damit zu tun, die angekaufte Ware zu sichten und auszuzeichnen. Beim Blick hinter die Spiegeltüre zu seinem Raum war meistens nur noch der Reinholds Kopf zu erblicken, der Rest ging in Bergen von CDs und Schallplatten unter. Eine schwer erworbene Auszeichnung war es, wenn Reinhold ausgesuchte Kunden in seinen Raum zu Audienz bat, um die Massen von jungfräulicher Frischware erstmalig durchstöbern zu dürfen. Ich hatte das Glück dazu zu gehören. Eine noch höhere Auszeichnung war es zusammen mit Reinhold und dessen kleinem Hund, dessen Konterfei übrigens auch das Schaufenster ziert, im Garten hinter dem Laden eine Hundepipipause machen zu dürfen.
Doch zurück zur Belegschaft: Leider waren nicht alle Mitarbeiter freundlich und versiert. Auf eine Aushilfskraft muss besonders eingegangen werden: Frank Castro (aka Frank Buchholz, Sohn des Aachener Künstlers Franz Buchholz), der nicht nur in Aachen unter dem Namen bekannte DJ Papst Pest, der seit über 20 Jahren bereits in über 21 europäischen Ländern aufgetreten ist und der Herausgeber des Fanzines „Die Bierfront“ ist. Das Angebot von Secondhand Schallplatten nahm im Laufe der Zeit ab und das CD-Sortiment wurde immer größer. Bei meinen regelmäßigen Besuchen traf man meist dieselben Kunden mit denen man oft ins Gespräch kam. Daraus haben sich durchaus Freundschaften entwickelt, die über das musikalische Thema hinausgingen. Ein Besuch in der Plattenbörse lohnt sich zumindestens bis Ende 2009, da verkaufte Reinhold seinen Laden und ging vorzeitig in Rente.
Das Ladenlokal in der Zollernstraße
Von Iron Maiden tätigte ich den schönsten und den teuersten Einzelkauf in der Plattenbörse: Im September 1996 bestellte ich in der Plattenbörse die große LP-Box „The Best Of The Beast“. In der wunderbar aufgemachten, limitierten und sehr stabilen Schuber Box war Platz für 4 LPs und ein dickes, reich bebildertes und informatives Hochglanzbuch. Da wechselten die 60 DM schnell ihren Besitzer. Heutzutage erzielt diese rare LP Box bei Ebay Preise von über 230 Euro. Den teuersten Einzelkauf tätigte ich in der Plattenbörse im Dezember 1998.
Von Iron Maiden war für den 1. Dezember 1998 mit „Eddie`s head“ ein riesiger, limitierter und nur über Import zu beziehender Plastikkopf, mit zwei rot blinkenden LED Augen, in dem sich 13 Iron Maiden DCDs befanden, angekündigt worden. Klar, dass ich den einfach haben musste. So bestellte ich diesen Eddie Kopf bei Reinhold und nur wenige Tage später stand ein großes Paket auf seiner Verkaufstheke. Neugierig befreiten wir Eddie aus seiner Verpackung und bestaunten ihn und seinen Inhalt. Der Kaufpreis knapp unter 200 DM war voll gerechtfertigt. Die gebotene Qualität und die Verarbeitung war voll im grünen Bereich. In Sammlerkreisen ist das Teil heutzutage sehr gesucht und erzielt Preise von bis zu 1.500 Dollar. Diese Anschaffung habe ich bis heute nicht bereut, Eddie`s Augen blinken auch heute noch vor sich hin.
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