... ich sing' für die Verrückten, die seitlich Umgeknickten ...


Eine nicht ganz unbedeutende Vorbemerkung:
Im Gegensatz zu der sonst üblichen Vorgehensweise bei Blogs stehen bei uns neue Artikel nicht zuoberst, sondern da, wo sie alphabetisch hingehören. Such- bzw. findverschärfend kommt noch hinzu, daß neue Geschichten, zu denen es bereits einen Artikel (Plattenladen) gibt, in demselben untergebracht werden. Dies alles hat nur ästethische Gründe, d.h.alles soll schön ALPHABETISCH bleiben. Und für neue Besucher ist es sicher auch sehr praktisch, nur sind die Wiederholungstäter ein wenig in den Knimel gepiffen. Leider kann man's nie für alle passend machen. Falls mir aber dsbzgl. noch eine grandiose Umwälzung in den Kopf fällt, werde ich die Welt damit in Entzückung versetzen, zumindest aber Bescheid sagen. ;-)



Mittwoch, 9. Dezember 2009

JANSEN


Von Jolly Joker:
Doch es gab auch einen Geheimtipp in Aachen, Jansen. Seit Ende der 60`er Jahre war Jansen in der Peterstraße 56 mit einem kleinen Ladenlokal präsent. Nach einigen Jahren mietete Jansen im gleichen Haus noch ein weiteres Ladenlokal an. Beide Verkaufsflächen wurden dann mit einander verbunden. Doch damit nicht genug. Im Hinterhof eröffnete Jansen zusätzlich noch einen so genannten Plattenselbstbedienungsladen. Zunächst konnte man das Geschäft nicht leicht finden, da sich die Verkaufsräume 1970 in der 1. Etage etwas versteckt im Hinterhof befanden. Hatte man erst einmal die stählerne Außentreppe erklommen und die schwere Stahltüre geöffnet, glaubte man mitten im Plattenparadies zu stehen. Hier sollte und konnte der Plattenliebhaber ohne weitere Kaufberatung und Hörbar Schallplatten nach dem heutigen Aldi oder Lidl Prinzip aussuchen und an der Kasse bezahlen. Die Plattenauswahl war riesig, genauso wie die Verkaufsfläche und das alles bei sehr zivilen und günstigen Preisen. Da zögerte meine Oma Maria bei einem gemeinsamen Besuch nicht, mir die ersten vier Veröffentlichungen der Band Roxy Music zu kaufen, da ich mich nicht entscheiden konnte, welche Platte ich mir von Roxy Music denn nun kaufen sollte. Da ich meine Auswahl nach dem Plattencover treffen wollte, hatte ich nicht mit dem tollen Coverartwork gerechnet, bei dem die ersten vier Platten (1972 – 1974) der Band mit sehr verführerischen und leicht bekleideten Damen versehen waren. Ja, es war damals wirklich so, erfahrene Pattenjäger konnten ihre Kaufentscheidung auch nach der Begutachtung der Schallplattenhülle vornehmen. Stimmte das Bandphoto, das Portraitbild der einzelnen Musiker (Aufmachung, Bekleidung der Musiker) auf der Rückseite der Plattenhülle, kannte man die Plattenfirma oder den Produzenten der Scheibe, so war meistens die musikalische Richtung des Rundlings erkannt, ohne vorher je einen Ton der Scheibe gehört zu haben.
Doch zurück zu Jansen: Im Laden wirkte optisch alles wie beim ehemaligen Glatzenmillionär und Ramschkönig Werner Metzen (RIP), Motto: „Teures billig“. Das Plattenangebot lagerte zum Teil in geöffneten Pappkartons, da machte stöbern noch Spaß. Über den Plattenkartons hingen wie in einem Supermarkt große Preisschilder. Die Preise pendelten zwischen 11,90 DM und 17,90 DM für Doppel LPs. In die entdeckten Scheiben rein zu hören war nicht möglich. Das machte nichts, denn wer hier Kunde war, der wusste was er wollte.
Als Besonderheit darf die sog. Kunden Stammkarte bezeichnet werden, die bei Jansen ab 1970 für einige Zeit im Einsatz war. Diese Karte war nicht anderes als eine Rabattkarte auf der Platz für 10 Klebemarken war. Für je eine gekaufte Single (5,00 DM) gab es ein rotes Märkchen, bzw. für Schallplatten entsprechend dem Preis mehrere. Wenn die Karte voll war, konnte man sich dafür ein Single-Album mitnehmen oder bekam 1,50 DM beim nächsten Kauf angerechnet. Alternativ konnte man sich den Kaufpreis einer Platte auch auf die Rückseite der Kunden Stammkarte drucken lassen. Ab einer gewissen Gesamtsumme wurden dann auch 3% Rabatt verrechnet.
Jansen hatte, da es in anderen Läden in Mode gekommen war, auch eine eigene „Progressiv- Abteilung“ eingerichtet.


Im Juni 1981 zeigte sich ein Verkäufer von Jansen sehr kundenfreundlich. An der Verkaufswand im vorderen Ladenlokal hing eine 1 x 2 Meter große stabile Pappwerbung für das neue Whitesnake Album „Come An` Get It“. Auf dem abgebildeten Plattencover war eine große halbe Plexiglaskugel mittig befestigt, die dem Cover ein dreidimensionales Aussehen verpasste. Das ganze wirkte aufwendig produziert und war für mich als Whitesnake Fan ein unerreichtes Fanutensil. Da Fragen bekanntlich nichts kostet, erkundigte ich mich, ohne Illusion jemals Eigentümer dieses hochwertigen Objektes zu werden, ob die Pappwerbung verkäuflich sei? Der Verkäufer nahm den Plattentitel wörtlich und antwortete spontan mit: „Natürlich“ Für einen Zehner nahm er die Pappwerbung von der Wand und ich schleppte die neue Errungenschaft freudig nach Hause.
Bei Jansen kamen in der Hörabteilung, als erster Plattenladen in Aachen, erstmals richtige Kopfhörer zum Einsatz. Frau Jansen war das lebende Lexikon im Schlagerbereich. Wenn Frau Jansen mal keine Antwort parat hatte, was wirklich sehr selten vorkam, so wurde es für den Suchenden richtig schwer. Die Preise und das Angebot waren immer noch 1A. Anscheinend aber nicht der Umsatz, denn nach einigen Jahren erfolgte ein erneuter Umzug in ein wesentlich kleineres Geschäftslokal in der Passage zwischen Peterstraße und Willy Brandt Platz.






































































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